Meine Entscheidung für mindestens ein halbes Jahr ins Ausland zu gehen, ist relativ kurzfristig gefallen, im Juli war der Flug gebucht, Oktober gings los. Den Flug von München nach Brisbane über Abu Dhabi stellte ich mir schlimmer vor als es tatsächlich war. Trotzdem war ich überglücklich als ich endlich aus dem Flugzeug steigen konnte. Ich hatte das Glück im vergangenen Juni zwei Australier bei meinem Job in der Gastronomie kennengelernt zu haben. Die beiden fühlten sich sofort dafür verantwortlich, dass ich Ihr Land von Anfang an locker flockig kennenlernen konnte und nahmen mich die ersten beiden Wochen in Maroochydore auf.

Brisbane Gold Coast

Recht schnell lernte ich die Gegend um Brisbane mit der Gold Coast, Surfers Paradise und Noosa kennen. Schon am ersten Wochenende hatte ich eine Offerte für einen Job als Fruitpicker in Lismore (ca eine halbe Stunde von Byron Bay). Als Schlafgelegenheit hatte ich eine Familie, welche Freunde von den Leuten aus Brisbane waren. Die Familie mit drei Jungs wurde schnell zu meiner Ersatzfamilie. Und meiner Meinung nach sind sie das perfekte Beispiel für waschechte Australier: sehr kontaktfreudig und herzlich immer mit einem „G’day, how r ya mate“, wohnen sie in einem Haus umgeben von der Tierwelt, und jeden Samstag läuft das „Footy“! Nachdem ich dann Byron Bay auch schon gesehen und ein bisschen verdient hatte, wollte ich endlich in die Metropole – Sydney.

Das erste Mal auf mich alleingestellt bin ich gleich in die falsche Richtung gelaufen. Trotzdem habe ich es geschafft ein nettes, billiges Hostel und Freunde zu finden, die mit mir die Stadt unsicher machten. Das Geld floss schneller als gedacht, somit war ich gezwungen bald einen neuen Job zu suchen (ich muss zugeben, ich hatte schon Geld und hätte mir Zeit lassen können, aber wenn es um Geld geht, mache ich mir schnell Druck). Es war kurz vor Weihnachten und alle hatten schon für die Hochsaison extra Personal eingestellt, die Jobsuche war mühsam und anstrengend. Eine Freundin empfahl mir dann, mich als Au Pair einstellen zu lassen, was ich auch tat. Die Großstadtfamilie war definitiv anders als die Einheimischen, welche ich davor immer kennengelernt habe. Zwischendurch flog ich wieder zu meiner australischen Familie um dort Weihnachten zu feiern – ich rate euch auf jeden Fall Weihnachten mit Einheimischen zu verbringen! Es war total schräg an Weihnachten keinen Schnee zu sehen, sondern eine Poolparty bei fast 40°C zu schmeissen.

Kakadu Nationalpark

Zurück in Sydney und nach zwei Monaten Arbeiten mit vielen Up and Downs beschloss ich den Job hinzuschmeissen und wieder zu reisen. Zuerst ging es auf einen Roadtrip nach Melbourne inklusive Great Ocean Road (diese ist meiner Meinung nach sogar eines der Highlights von Australien). Dann flog ich nach Perth, wo der Beginn eines langen Roadtrips entlang der Westcoast war. Mit drei anderen und einem 4-Wheel-Drive ging es nach einem kurzen Aufenthalt in Perth weiter nördlich. Der erste Stopp war der Pinnacles Nationalpark. Weiter über Geraldton und Kalbarri ging es zu Monkey Mia, eines der Highlights der Westcoast. Dort kann man Delphine sehen und es finden Fütterungen statt. Nächste Stopps waren Shark Bay und Coral Bay, letzteres gleicht der Karibik. In Broome angekommen, sind wir sehr vielen Aborigines begegnet. Hier soll das Kamelreiten am Cable Beach wunderschön sein. Von da an hatten wir kein Glück mehr mit dem Wetter, es regnete immer mehr und überall waren Überschwemmungen, sodass wir Eighty Mile Beach und die Bungle Bungles streichen mussten (beides wird aber empfohlen). Über Katherine ging es dann zum Kakadu Nationalpark, welcher sich auch als ein Must-Do rausstellte. Der etwas kleinere Litchfield Nationalpark ist allerdings auch schön, wenn man aber keine Zeit für beide hat, würde ich auf jeden Fall zum Kakadu Nationalpark raten. Und dann sind wir auch schon am Ende unserer Westcoast – Darwin, eine kleinere Stadt, nicht vergleichbar mit all den Megacities an der Ostküste.

Meine Mitreisenden sind von hier aus nach Hause geflogen und für mich ging es weiter zum nächsten AuPair Job nach Karratha, ziemlich in der Mitte der Westcoast. Die Australier kommen hierher um für ein paar Monate viel Geld zu verdienen, um sich dann ein Haus in einer Stadt zu kaufen. Die Zeit dort war wunderschön, ich hatte innerhalb der drei Monate Freunde fürs Leben aus aller Welt kennengelernt. Ich habe insgesamt in vier verschiedenen Familien ausgeholfen, da ich das Geld für die Eastcoast und meinen Aufenthalt später in Asien brauchte. Übrigens ist der Karinjini Nationalpark bei Karratha vor allem in der Abendstimmung super schön und auch kein weiter Ausflug! Am Ende meiner Zeit in Karratha bin ich mit meiner Gastfamilie nach Perth geflogen, sie hatten nun das Geld für Ihr Haus zusammen.

Pelikan in PerthIn Perth stieg ich dann in den Flieger nach Cairns. Von Cairns ging es dann südlich bis Byron Bay mit dem Premier Bus (der ist billiger als Greyhound und hat genau die gleichen Konditionen – lasst euch nicht vom Free Wifi des Greyhounds einwickeln, ich hab gehört, dass das sowieso nie geht!). In Cairns schwelgten meine Erinnerungen an meinen damaligen Brasilienurlaub – alles grün vor Pflanzen! Cape Tribulation war einzigartig mit dem Regenwald direkt an den Strand grenzend. Weiter südlich Whitesunday Islands und Fraser Island – beides wunderschön, aber auch super touristisch. Mir hat Fraser besser gefallen, mit den Übernachtungen in Zelten, der Lagerfeuerstimmung und den wunderschönen Sonnenauf- und untergängen, einfach eine Erinnerung fürs Leben!

Kurz bevor ich das Land dann verlassen habe, gab ich mir nochmal den Kick – Skydiving in Byron Bay. Das absolute WOW! Wenn du keine Höhenangst hast und gerne mal wissen möchtest wie sich richtiges Fliegen anfühlt oder einfach nur verrückt bist, dann tu’s! Und jetzt bin ich auch schon am Ende meines Australienaufenthalts angelangt und mir fällt auf, dass ich auch jetzt – ein Jahr später – immer noch fast täglich daran zurückdenke.

Das Land, die Kultur, die Leute… Ich würde es einfach jederzeit wieder tun, natürlich würde ich auch vieles anders machen. Aber grundsätzlich bin ich froh, dass ich so viel Kontakt mit Australiern selbst hatte – das ist wirklich der Vorteil eines AuPair-Jobs. Für Mädels ist der Job meistens sogar das Richtige neben Kellnern oder anderen Tätigkeiten. Jungs empfehle ich, in den Minen oder auf Farms nachzufragen, dort wird immer männliche Kraft gebraucht (und du verdienst im wahrsten Sinne des Wortes einen Haufen Asche). Wenn du auf der Farm arbeitest kannst du auch nach 3 Monaten FarmWork das Second-Year-Visa beantragen.

Was ich dringlich empfehle ist auch die Westküste zu bereisen. Ich habe viele Backpacker kennengelernt, die sich nur an der touristischen Ostküste aufgehalten haben. Für mich gibt es allerdings kein Australien ohne Western Australia. Da fragt man sich wieso ich nicht im Zentrum beim Uluru (Ayers Rock) war … Ich hatte es mir vorgenommen, ja, aber Pläne ändern sich ständig beim Work & Travel. Und ich musste mich entscheiden, ob ich das Geld dafür ausgeben möchte oder noch in Thailand einen Stopp einlege. Ich wollte auch noch nach Tasmanien und Neuseeland, aber das ist ja nicht aus der Welt, das hole ich bald nach!

Marina Bay Sands ResortVon Brisbane bin ich dann nach Singapur geflogen. Die Stadt empfehle ich als einen Stopover, da man dort in ein paar Tagen alles Wichtige gesehen hat – Sentosa Island, Singapore Flyer, Night Safari, die botanischen Gärten (am Wochenende gibt es abends eine tolle Lichtershow), Singapore River am Clark Quay und Riverside Point (dort gibt es gute Bars), Universal Studios usw.

Um euch noch ein paar Geheimtipps mit auf den Weg zu geben, die für manche vielleicht schon bekannt sind: Foodmarket Lau Pa Sat (dort gibt es ganz viele verschiedenen Gerichte zu einem billigen Preis) und die Skyline auf dem Dach des Marina Bay Sands Resorts bewundern (wer den Eintrittspreis und die lange Schlange umgehen möchte, der geht einfach vorbei und sagt dem Personal, dass man die Ku-De-Ta Bar besuchen möchte).

Koh PhanganAm besten lässt sich Singapur mit Thailand und Malaysia verbinden, ich bin mit einem kurzen Flug nach Bangkok weil ich mich dort einer Reisegruppe angeschlossen habe. Meine zwei Wochen in Thailand waren auch die Erfahrung wert und ich bin froh, dass ich mir das für den Heimweg aufgespart habe. Los ging es in Bangkok Richtung Süden in einen Nationalpark mit Floating Bungalows. Anschließend waren wir auf Koh Phangan, Koh Tao und Koh Samui. In Koh Phangan sollte man die berühmte Full Moon Party auf keinen Fall verpassen und in Koh Tao einen Tauchkurs buchen und am Pub Crawl teilnehmen!

Letztendlich habe ich 10 Monate im Ausland verbracht, obwohl zuerst nur 6 Monate geplant waren (wie schon gesagt, Pläne ändern sich ständig!). Allen die sich dazu entscheiden, diesen Weg zu gehen, wünsche ich ganz viel Spaß und viele tolle Erlebnisse. Solltet ihr noch Tipps bei der Planung brauchen, könnt ihr mich gerne fragen.

Verena

Was ich euch für ein Auslandsjahr empfehlen kann?

  • Bucht frühzeitig, das kommt wirklich billiger!
  • Kopiert alle wichtigen Dokumente zweimal, einmal damit ihr Sie zuhause lassen könnt und jederzeit hier anrufen könnt und nach Nummer o.Ä. nachfragen könnt und einmal um in Australien dann das Original immer in einem Safe oder noch Besser bei Bekannten zu lassen
  • Versucht immer und überall Kontakt zu Einheimischen aufzunehmen, die geben super Tipps und helfen dir immer gerne, auch bei der Job-Suche
  • Recherchier schon in Deutschland und schau nach einem Job!
  • Sei bei der Jobsuche selbstbewusst und auch wenn du etwas noch nie gemacht hast, sage, dass du alles schnell lernst – den Australiern ist meist nicht wichtig, was du kannst, sondern eher wie du dich gibst, was für eine Austrahlung du hast und ob du etwas wirklich möchtest
  • Probier soviel aus wie du kannst!
  • Kauf dir für eine längere Reisestrecke ein Auto (du kannst dich ja mit jemanden zusammenschließen) – den internationalen Führerschein nicht vergessen
  • Wenn du länger in einer Stadt bleibst, dann miete dir ein Zimmer in einer Backpacker-Flat, das kommt letztendlich billiger als in einem Hostel zu schlafen
  • Verfasse schon in Deutschland ein paar Lebensläufe, welche auf verschiedene Arbeitsfelder angepasst sind
  • Wenn du mit einem Partner/einer Partnerin aus Deutschland reist, trau dich trotzdem deinen eigenen Wünschen zu folgen und solltet ihr unterschiedlicher Meinung sein, dann müsst ihr ja nicht immer alles zusammen machen, trennt euch auch mal, danach könnt ihr immer wieder was zusammen machen
  • Wenn du einen Job hast der dir gefällt, nehme dir die Zeit dort eine längere Zeit zu arbeiten – mittlerweile ist es nicht mehr so leicht überhaupt einen gut bezahlten Job zu bekommen, vielleicht ist es sogar effektiver zuerst länger Geld anzuschaffen um danach reisen gehen zu können