Als Europäer kann man sich vermutlich vor dem ersten Australien-Besuch nicht annähernd vorstellen wie groß die Entfernungen und die Weite des Landes sind. Zum Vergleich: Australien ist ca. 22 mal so groß wie Deutschland. Der Bundesstaat Northern Territory mit einer Fläche von rund 1,35 Millionen Quadratkilometern ist 4x so groß wie Deutschland – mit einer Einwohnerzahl von ca. 230.000. Das Outback – alle australischen Regionen, die fernab von Zivilisation liegen, umfasst beinahe drei Viertel der Fläche Australiens.

In einer Gruppe von 15 Personen erkundete ich für 2 Wochen das Northern Territory – die Route sah wie folgt aus: von Darwin aus auf dem Landweg bis nach Ayers Rock und dann mit Zwischenflug ab Alice Springs nach Adelaide. Zwischen Darwin und Adelaide gibt es jede Menge zu entdecken. Lasst uns das Abenteuer beginnen! 

Mit der schnellsten Flugverbindung ab München flog ich über Singapur nach Darwin – das dauerte insgesamt ca. 18 Std. inklusive Aufenthalt in Singapur. In Darwin angekommen, musste ich mich erstmal ans feucht-heiße Klima mit ca. 34 Grad gewöhnen – es war gerade der Übergang von der „wet season“ zur „dry season“ (Mai – Oktober). Immer am Ende der Regenzeit (am letzten Donnerstag im April) wird der Mindil Sunset Beach Market mit einem Feuerwerk am Strand eröffnet. Dieser geschäftige, kunterbunte Markt ist jeden Donnerstag Abend von April-Oktober und ist auf jeden Fall einen Besuch wert! Bei Sonnenuntergang am Strand kann man Handwerkkunst, Straßenmusik, und jede Menge Köstlichkeiten (vor allem asiatische Snacks) genießen. Der Markt ist nicht nur bei Touristen, sondern auch bei den Einheimischen beliebt. Ich hatte das Glück genau an diesem einen Donnerstag Ende April in Darwin zu sein. Das Stadtbild von Darwin an sich – abgesehen vom Hafen und dem Mindil Beach fand ich persönlich nicht besonders reizvoll, aber während einer Bootsfahrt auf der Darwin Harbour Sunset Cruise (ab Stokes Hill Wharf) kann man auch die schöneren Seiten der Stadt entdecken (z.B. Stadtteil Waterfront Precinct). Der Tagesausflug nach Tiwi Island/Bathurst Island hat mir auch sehr gefallen. Wir fuhren ca. 2 Std. mit einer Fähre ab Darwin Cullen Bay Marina nach Bathurst Island. Die Inseln liegen ca. 80 km nördlich von Darwin und wurden bereits 1912 als Aborigine-Reservat ausgeschrieben und 1980 wurde das Land an den Tiwi Aboriginal Land Trust übergeben. Seit Juli 2001 haben die Inseln eine eigene Regierung. Fast 90 % der Bewohner auf den Tiwi Islands stammen von Aborigines ab, die seit ca. 7.000 Jahren auf den Inseln leben. Auf Bathurst Island bekamen wir einen Einblick in das Leben der Aborignes/Nguiu Community, u.a. Einblicke in traditionelles Kunsthandwerk, Tiwi-Rituale (wie z.B. Rauchzeremonie) und Siebdrucktechnik sowie Schnitzkunst. Bitte beachtet, dass die Tiwi Islands nur im Rahmen einer vorab gebuchten Tour mit einem Aborigine-Reiseleiter und nach Beantragung einer offiziellen Aufenthaltsgenehmigung besucht werden können.

 

Kakadu NationalparkNach 3 Übernachtungen in Darwin startete unsere 7-tägige Northern Territory Tour mit „Wayoutback & Groovy Grape Tours“ (Veranstalter vor Ort) und wir machten uns auf den Weg vom tropischen Norden ins rote Zentrum Australiens. Wir wurden am Hotel in Darwin mit einem „Allrad-Bus“ (Unimog) inkl. Anhänger für Gepäck abgeholt und dann ging es zum Kakadu Nationalpark – das Naturerlebnis schlechthin! Der Kakadu NP ist der größte Nationalpark Australiens und erstreckt sich fast 200 Kilometer von Nord nach Süd und über 100 Kilometer von Ost nach West. Aufgrund seiner einzigartigen, abwechslungsreichen Pflanzen-und Tierwelt (ca.1600 Pflanzenarten, mehr als 280 Vogelarten, 120 Reptilienarten u.v.m.) und dem Reichtum an Aboriginal-Kultur (z.B. besondere Felszeichnungen) zählt der Kakadu NP zum UNESCO Weltkultur- und Weltnaturerbe. Am bekanntesten sind wohl die Salzwasserkrokodile (salties), die bis zu 7m lang werden können. Die gigantische Landschaft muss man sich in etwa so vorstellen: weitläufiges Schwemmland und Feuchtgebiet, malerische Wasserfälle, Süßwasserpools zum Baden, spektakuläre Schluchten und raue Steilwände. Ein Muss ist auf alle Fälle der Ubirr Rock – Felsmalereien der Aborigines, die zum Teil 20.000 Jahre und älter sind. Die Felszeichnungen können von einem Parkplatz aus über einen Kilometer langen Rundweg besichtigt werden. Hier bietet sich dann ein Panorama-Ausblick auf die Feuchtebenen in die unendliche Weite an. Besonders schön fand ich die Bootsfahrt durch das Sumpfgebiet der Billabongs – auf der Yellow Water Lagoon. Mit etwas Glück sah man Salzwasserkrokodile und wir wurden vor der Bootsfahrt vom Fahrer auch darauf aufmerksam gemacht, Hände oder Füße nicht aus dem Boot zu strecken. Ein gelungener Abschluss des Tages war der wunderschöne Sonnenuntergang an Bord der Yellow Water Cruise umgeben von einer einzigartigen Natur-und Tierwelt.

Am nächsten Tag ging es sehr früh los, da wir am Nachmittag rechtzeitig in Katherine ankommen wollten – der Ort Katherine ist das Tor zum Nitmiluk Nationalpark. Noch vor Sonnenuntergang schipperten wir auf der Cruise Nitmiluk entlang des Katherine Rivers und staunten über die imposante und sehr faszinierende Katherine Gorge – ein System aus 13 einzelnen Canyons mit mehr als 70 Meter hohen Sandsteinklippen. Je nach Stand der Sonne änderten die Felswände ihre Farben.

Unser nächstes Ziel war die Viehzuchtstation „Banka Banka“ – mit einem abenteuerlichen Erlebnis: Schlafen unter freiem Sternenhimmel – im Swag: das ist eine Art „Buschbett“ bestehend aus einem großen wasserdichten Schlafsack/Hülle, in dem sich eine dünne Matratze und ein Schlafsack befindet. In diesen Swag schlüpft man komplett rein und kann ihn so zumachen, dass keine unerwünschten Tiere reinkommen können. Wir hatten an diesem Tag ca. 600 km vor uns und machten einen Zwischenstopp bei den Mataranka Pools, Thermalquellen (Schwefel ca. 34 Grad heiß) inmitten eines tropischen Palmenwaldes. Bei der Hitze hätte ich mich mehr auf erfrischendes, kaltes Wasser gefreut. Ein typischer Stopp ist auch im Daly Waters Pup, eine urige Raststation mitten im Nirgendwo. Der Besitzer freut sich über jeden, der dort eine Pause einlegt und er sammelt von allen Besuchern (verschiedenste Nationalitäten) irgendwelche Mitbringsel, die er wie Souvenirs aufbewahrt (z.B. alte Währung, abgelaufene Reisepässe, Krücken aber auch einen FCA Schal, den er uns stolz zeigte). Jetzt kamen wir an unserem Tagesziel und Übernachtungsort – die Banka Banka Cattle Station an. „In the middle of nowhere“ (mit Lagerfeuer) übernachteten wir im Swag unter freiem Sternenhimmel. Leider hat es abends und am frühen Morgen leicht geregnet.

 

Am Rande noch ein Tipp, falls ihr vor Ort eine Tour ins Outback oder in den Kakadu NP/Katherine Gorge machen wollt (organisiert in einer Gruppe), dann empfehle ich euch die Tour bei Wayoutback – Australian Safaris zu buchen und am besten nach Stevo zu fragen, ein waschechter Australier, der seinen Job mit Herz und Seele macht und immer gute Laune hat! Wirklich empfehlenswert!
Auf dem Stuart Highway fuhren wir durch’s „rote Zentrum“ in Richtung Alice Springs. Wieder liegen in etwa 600 km vor uns. Leider konnten wir uns die Devils Marbles (ca. 110 km südlich von Tennant Creek) nur im Dauerregen anschauen, doch der Anblick dieser gigantischen Granitfelsen war trotzdem überwältigend. Die Aborigines nennen die Devils Marbles „Karlu Karlu“ und meinen damit die Eier der von ihnen verehrten Regenbogenschlange aus der Traumzeit. Wie erhalten diese Granitfelsen überhaupt ihre runde Form? Sand, Wind, Regen und extreme Temperaturgefälle haben ihnen über Jahrtausende die Form gegeben.

 

Alice Springs – die grüne Stadt im Roten Zentrum, liegt im Osten der Macdonnell Ranges, einem der ältesten Gebirge der Welt und ist Ausgangspunkt für Ausflüge zu vielen Sehenswürdigkeiten wie z.B. dem berühmten Ayers Rock/Uluru. Die heute moderne Outback-Stadt Alice Springs war bei Gründung nur eine einfache Telegrafenstation.
Man sollte sich nicht täuschen lassen und die Entfernung zwischen Alice Springs und dem Uluru unterschätzen – dazwischen liegen nämlich ca. 460 km. Am Ayers Rock – dem Wahrzeichen Australiens angekommen, lohnt sich auf jeden Fall eine Rundwanderung um den „Monolithen“ (Base Walk, 10 km, ca. 3 Std.). Für die Ureinwohner ist die Besteigung des Uluru (der Sitz ihrer gottgleichen Schöpferwesen) ein Tabu, das man natürlich auch respektieren sollte. Leider entscheiden sich trotzdem manche Touristen immer noch für die Besteigung des heiligen Berges der Aborigines. Ein Highlight am Uluru ist auch die Beobachtung des Sonnenuntergangs. Hierfür sind „Sunset Viewing Areas“ ausgewiesen, von denen aus man wirklich einen tollen Blick auf den immensen Felsen hat, aber dafür muss man in Kauf nehmen, dass auf diesen Plätzen, der Touristenandrang meist recht hoch ist. Es kommen große Busse angefahren und viele genießen das sensationelle Farberlebnis während des Sonnenuntergangs bei einem Picknick und einem Glas Sekt. Im Licht der untergehenden Sonne, kann man die Verfärbung des Gesteins in den verschiedensten Rot-Tönen beobachten und bewundern – ohne Zweifel ein bezauberndes Fotomotiv!

Ich selbst tue mir schwer mich zu entscheiden, was schöner ist – der Uluru bei Sonnenunter-oder bei Sonnenaufgang. Beides hat auf jeden Fall seinen Reiz und ihr solltet euch beide Erlebnisse unbedingt anschauen. Rund 40 km vom Uluru entfernt befindet sich in direkter Nachbarschaft ein nächstes Naturschauspiel – die Kata Tjuta (Olgas). Das ist eine Felsengruppe, die aus 36 einzelnen Kuppeln besteht. Für mich waren die Olgas bei Sonnenaufgang am schönsten. Im Kata Tjuta Nationalpark sollte man sich die Wanderung im „Valley of the winds“ auf jeden Fall nicht entgehen lassen – den Walk (ca. 7 km, 3 Std.) und dabei die Aussichten fand ich persönlich atemberaubend.
Tipp: In dieser Region gibt es egal zu welcher Jahreszeit abnormal viele Fliegen, deshalb meine Empfehlung: Hut mit Insektenschutz (Fliegenschutz) vor Ort kaufen oder am besten gleich von zuhause aus mitnehmen. Sieht zwar ziemlich doof aus, aber man ist heilfroh, wenn man so vermeiden kann, dass sich ständig Fliegen mitten ins Gesicht setzen und letztendlich in Mund und Ohr landen – ohne diese Biester im Gesicht, macht die Wanderung bestimmt noch mehr Spaß und man kann das Ganze besser genießen.

Nun kommen wir zu etwas Außergewöhnlichem, das erst seit April 2016 einmalig in der Wüste stattfindet: FIELD OF LIGHTS. Der Künstler Bruno Munro installierte 50.000 farbige, solarbetriebene Lichtkegel in der Nähe des Ayers Rock auf einer Fläche von mehr als 4 Fussballfelder. Diese Lichtkegel sind durch kilometerlange Glasfaserkabel miteinander verbunden und verwandeln seit 01.04.2016 die australische Wüste in ein bezauberndes Lichtermeer (noch bis voraussichtlich 31.07.2017). Ihr solltet auf jeden Fall auf den kleinen Berg hoch gehen – von dort oben hat man eine tolle Aussicht auf das „magische Funkeln“ in der Wüste. Wir kamen leider schon bei Dunkelheit dort an. Ich empfehle euch, dieses faszinierende Farbspiel bereits vor dem Sonnenuntergang zu besuchen, das gibt dem „Field of Light“ zusammen mit dem im Hintergrund liegenden Ayers Rock noch mehr Farbschattierungen und vermutlich somit noch mehr Reiz.
Zeuge eines weiteren faszinierenden Naturwunders ist der Wattarka (Kings Canyon) Nationalpark, dessen Hauptattraktion unbestritten der Kings Canyon ist – die größte und tiefste Schlucht in ganz Australien. Von den bis zu 300 m hohen, roten Felswänden hat man grandiose Ausblicke auf die unendliche Weite des Outbacks. Wer zum Sonnenaufgang schon auf der Klippe des Kings Canyons sein möchte, muss noch bei Dunkelheit den anspruchsvollen Kings Canyon Rim Walk (steiler Aufstieg, ca. 500 Stufen) beginnen – ein Rundwanderweg entlang der Kante der Felsschlucht , ca. 6 km Distanz, Dauer ca. 3,5- 4 Std. Von dort oben hat man eine gigantische Aussicht ins Tal, auf die senkrechten Felswände und die verwitterten Sandsteinkuppeln auf dem Plateau. Dieser überwältigende Ausblick entschädigt alles. Da nimmt man die körperlichen Strapazen beim Aufstieg auf jeden Fall in Kauf. Weniger anstrengend ist der kürzere Kings Creek Walk, der ca. 2,6 km lang ist und wofür man ca. 1 Std. benötigt. Man läuft nur  am Talgrund entlang des Flussbetts zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man eine gute Sicht auf die hohen Steilwände hat, aber man kommt nicht in den Genuss des sensationellen Blicks vom Canyon-Rand aus hinab ins Tal und in die unendliche Weite des Outbacks. Eigentlich wäre im Outback eine Ballonfahrt zum Sonnenaufgang auf dem Programm gestanden, was leider aufgrund des Wetters (Dauerregen seit ca. 2 Tagen) kurzfristig abgesagt wurde. In Gedanken immer noch bei den tollen Eindrücken vom Outback ging es nun per Flugzeug von Alice Springs nach Adelaide.

Adelaide – die Metropole von South Australia und fünft-größte Stadt Australiens konnten wir uns nur während einer Bus-Stadtrundfahrt im Schnelldurchlauf anschauen. Leider hatten wir für die Stadt an sich kaum Zeit, da wir zu einer Weinprobe mit Abendessen eingeladen waren und am Tag darauf ging es über Singapur schon wieder zurück Richtung Heimat. Das was ich bei dem kurzen Streifzug durch Adelaide sehen konnte, hat mir sehr gut gefallen. Adelaide ist eine grüne Stadt mit vielen schönen Parkanlagen, u.a. der gepflegte Botanische Garten an der North Terrace und liegt am Torrens River. Mich begeisterte das Stadtbild Adelaides – eine Mischung aus wunderschönen Parks und moderner Architektur neben historischen Bauwerken und ehrwürdigen Kirchen. Wenn das Wetter mitspielt und man genug Zeit hat, dann lohnt sich bestimmt ein Ausflug in den Badevorort Glenelg oder ins idyllische Hinterland der Adelaide Hills. Weitere beliebte Attraktionen sind u.a. die St. Peter’s Cathedral, Parliament House, Colonel Light’s Lookout und Haigh’s Chocolates sowie eine Torrens River Bootstour oder ein Zoobesuch. Ich würde auf jeden Fall bei einem größeren Zeitfenster unbedingt auch einen Ausflug nach Kangaroo Island machen.
Ohne die Erkundung des Northern Territory’s würden Australien Eindrücke unvollständig bleiben. Die Tour von Darwin bis Adelaide ist für Naturliebhaber und Individualisten bestens geeignet. Man sollte sich aber dafür unbedingt 3 Wochen Zeit nehmen. Jeder, der auf der Suche nach Abenteuer und neuen Entdeckungen ist, wird im Northern Territory von Australien garantiert das Richtige finden – meiner Meinung nach ein einzigartiges Natur-und Wildniserlebnis. Viel Spaß beim Entdecken!
Ich wünsche euch allen einen tollen Aufenthalt in Down Under und viele unvergessliche Momente!
Sabine